PRAKLA-SEISMOS Report 1 / 1976  
 

N.Ordowski

Anschließend geben wir einen stark gekürzten Bericht über die 127. Jahrestagung der Deutschen Geologischen Gesellschaft wieder, den unser Mitarbeiter Dipl.-Geol. N. Ordowski verfaßt hat:

Der letzte Bericht über eine Tagung der DGG in unserer Zeitschrift liegt Jahre zurück, da wir uns seit einiger Zeit grundsätzlich auf die Berichterstattung über die geophysikalischen Tagungen beschränken. Wenn wir nun diese "Regel" durchbrechen 50 deshalb, um unseren Mitarbeitern, die keine Geologen sind, zu zeigen, daß sich die in den ersten Jahren der angewandten Geophysik fast starren Grenzen zwischen Geologie und Geophysik nun fast völlig verwischt haben und daß sich heute auch die Geologie der modernsten technischen Hilfsmittel bedient.

Bei Interesse kann das ungekürzte Manuskript des Berichtes bei unserem Mitarbeiter N. Ordowski angefordert werden.

Es hatten sich ca. 400 Teilnehmer aus der Bundesrepublik, der Schweiz, österreich, der Tschechoslowakei, Italien, Spanien, Frankreich, den Niederlanden, Luxemburg, Großbritanien, der USA und Kanada angemeldet. In über 50 Referaten wurde über die geologische Forschung der letzten Jahre berichtet.

Die Referate waren folgenden Rahmenthemen zugeordnet:

  1. Thematische Kartierung der Erdoberfläche: Konventionelle und Fernerkundungsmethoden
  2. EDV-gesteuerte Datenauswertung und Kartenherstellung
  3. Grundfragen der alpinen Geologie
  4. Geologie -Umweltschutz -Daseinsvorsorge

Ganz grob seien hier einige Anmerkungen zu den Rahmenthemen gegeben:

zu 1. Fernerkundung: Methoden-Ergebnisse

Die Beobachtung von Satelliten aus ist die logische Fortführung der bisherigen Methodik der Geländebeobachtung des kartierenden Geologen und der Luftbilderkundung. Wesentliche Vorteile der Erderkundung durch Satelliten sind:

  • die überdeckung großer Flächen bei guter räumlicher Auflösung,
  • Langzeitbeobachtung,
  • der Einsatz der automatischen Datenauswertung und
  • die thematische Kartierung der veränderlichen Phänomene der Erdoberfläche.

zu 2. EDV-gesteuerte Datenauswertung

In den letzten Jahren wurden Versuche unternommen, die übermittlung geologischer Daten mit Hilfe moderner technischer Mittel wirksamer zu gestalten. Durch den Einsatz der EDV ist nicht nur eine Automation der Herstellung geowissenschaftlicher Karten möglich, auch eine gezielte Produktion thematischer Karten mit hoher Aussagekraft für praktische Anwendung im Bereich der angewandten Geologie sowie der Landesplanung und Raumordnung ist möglich geworden.

zu 3. Grundfragen der alpinen Geologie

In Grundsatzreferaten über die Entstehung und den Bau der Alpen werden die bisherigen Theorien mit einem Konzept konfrontiert, das die Entstehung von Gebirgen, Vulkanen, Erdbeben und Gesteinen auf ein-und denselben Prozeß zurückführt, nämlich auf die Bewegung von großen auf die Erdschale gesetzten Platten. Diese Plattenbewegungen führten z. B. im Mittelmeer seit Millionen von Jahren zu einer stufenweisen Zerstörung eines Ozeans durch das Aufeinandertreffen der afrikanischen und der eurasischen Platten, ein Vorgang, der auch heute noch nicht abgeschlossen ist. So erweist sich auch der mitteIatlantische Rücken als eine Nahtstelle zwischen der eurasischen und afrikanischen Platte im Osten und der amerikanischen Platte im Westen. Durch das Auseinanderdriften der Platten kann aus der Tiefe neues Gestein aufsteigen und sich an der Oberfläche verfestigen. Die Grenzlinien der Platten sind die heute aktiven Erdbebenzonen. Diese modernen Erkenntnisse wurden zur Diskussion der Frage herangezogen: "Läßt sich Entstehung und Bau der Alpen mit der Plattentheorie erklären?".

zu 4. Geologie - Umweltschutz - Daseinsvorsorge

Umweltschutz ist Daseinsvorsorge. Die Geowissenschaften leisten dazu einen wichtigen Beitrag durch die Erforschung des Bodens, des Grundwassers und des tieferen Untergrundes. Bei weitem nicht so leicht erkennbar wie die Verunreinigung der Luft oder die Verschmutzung der Oberflächengewässer sind die nachteiligen Einwirkungen auf das Grundwasser und den tieferen Untergrund. Diese sind jedoch um so schwerwiegender, weil sie, oft erst spät bemerkt, nachhaltig wirken oder nicht mehr rückgängig zu machen sind.

Methodik und Bedeutung umweltgeologischer Untersuchungen wurden in den zu diesem Rahmenkomplex gehörenden Referaten diskutiert.

Ü̈ber Punkt 1 hat unser Mitarbeiter Dr. H. Chr. Bachem bereits mehrfach an verschiedenen Stellen berichtet (siehe auch Report 2/74, Aero-Infrarottechnik). Zu diesem Themenkomplex soll nur noch eine kurze Anmerkung gemacht werden, und zwar in bezug auf einen Vortrag von Herrn Prof. Kronberg, Clausthal-Zellerfeld, mit dem Thema " Remote Sensing in der Geologie -Anwendungsmöglichkeiten und Probleme". Hierbei stellt Herr Prof. Kronberg die Fernerkundung den bisherigen konventionellen Methoden gegenüber. Er diskutiert die Frage, was die Fernerkundung heutzutage für die Lagenstättenkunde und für die konventionelle Lagenstättenforschung bedeutet.

Die Vortragsreihe über die Grundfragen der alpinen Geologie wurde eingeleitet von Prof. Angenheister, München, der einen umfassenden Vortrag mit dem Thema hielt: " Beiträge der Geophysik zur Erforschung des tieferen Untergrundes längs der Geotraverse IA durch die Ostalpen" . Angenheister führte aus, daß in den Alpen innerhalb der letzten 5 Jahre zur Erzielung neuester Erkenntnisse mehrere Methoden der Geophysik wie die Gravimetrie, die Geomagnetik, die Tellurik und Magnetotellurik, die Mikroseismizität am Nordrand der Ostalpen, die Refraktionsseismik mit speziell entwickelten Methoden, herangezogen worden sind.

Die anschließenden Vorträge (siehe Fußnote) ließen u. a. erkennen, daß die Frage der Entstehung der Alpen im Zusammenhang mit der Plattentektonik keinesfalls als gelöst betrachtet werden kann und daß hier alles noch im Fluß ist.

Abschließend soll der Vortrag von Prof. Lüttig, Hannover, mit dem Thema "Prospektive Geologie -eine Antwort auf die Umweltprobleme der Gegenwart und Zukunft" erwähnt werden.

Dieser Vortrag war ein Aufruf an die Geowissenschaftier, einen Weg aus den Engpässen und Barrieren des Naturraumpotentials zu suchen. Lüttig steht auf dem Standpunkt, daß nur die Geowissenschaftler in der Lage sind, die Lagerstätten von Rohstoffen und Energieträgern, Grundwasser, Baugrund, Bodenqualität und die geodynamische Stellung bestimmter Krustenteile richtig zu beurteilen. Er meint, daß eine Umorientierung von Teilen der Forschungsbereiche unbedingt notwendig ist, und zwar in der Form, daß man sich aus der Rolle der historischen Wissenschaft löst -denn als solche ist die Geologie entstanden -und daß man sich mit den Fragen der Futurologie, der Raumordnung, der Wirtschafts-und Rohstoffpolitik befaßt. Fazit: Die prospektive Geologie muß zur dominierenden Aufgabe erklärt werden.

  Das Herz Münchens, der Stadt mit Herz
Das Herz Münchens, der "Stadt mit Herz"

The 127th DGG-meeting in Munich

We present here a considerably shortened report on the 127th annual meeting of the DGG (German Geological Society) by our colleague N. Ordowski.

We have not covered the DGG-meetings for years now, having restricted our reports to the geophysical meetings only. If we now break this "rule", it is only to show ou,nongeologist colleagues that the sharp division that existed between geology and geophysics in the early days of applied geophysics has vanished almost completely and that also in geology the most advanced equipment is employed today.

If of interest, the complete manuscript of the report can be ordered trom N. Ordowski.

The 127th annual meeting of the German Geological Society took place in Munich from September 16th to 18th, 1975, in connection with a meeting of its Branch for Engineering Geology and the German Society for Earth and Foundation Engineering. Munich was chosen as conference location to commemorate the German Geological Society's first meeting in Munich exactly 100 years aga in 1875. It was also the occasion of the Bavarian State Geological Survey's 125th anniversary.

About 400 participants from West Germany, Switzerland, Austria, Czechoslovakia, Italy, Spain, France, the Netherlands, Luxemburg, Great Britain, USA and Canada had registered. Recent geological research was reported in over fifty papers.

The papers had the following topics:

  1. Mapping of the Earth's Surface: Conventional and Remote-Sensing Methods.
  2. Computerized Data Interpretation and Mapping.
  3. Basic Ouestions on Alpine Geology.
  4. Geology and Environmental Protection.

Topic 1. Remote Sensing: Results of the Various Methods

Satellite recordings are a natural progression from the previously available field-geologist's observations and aerial reconnaissance. Important advantages of terrestrial exploration by satellite are:

  • high resolution coverage of large areas
  • long-duration observation
  • employment of automatic data interpretation and
  • mapping of the variable phenomena on the earth's surface.

Topic 2. Computerized Data Interpretation and Mapping

In recent years attempts have been made to improve the transmission of geological data by means of advanced technical devices. Employing computers enables not only the automation of geoscientific mapping, but also the production of highly informative feature maps to order for application in applied geology as weil as in local and regional planning.

Topic 3 Basic Questions on Alpine Geology

In principle papers on the origin and the structure of the Alps the hitherto existing theories are confronted with a concept which attributes the origin of mountains, volcanoes, earthquakes and rocks to one and the same process, the movement of big plates on the earth's crust. In the Mediterranean for example these plate-movements gradually led, over millions of years, to the destruction of an ocean due to the collision of the African and Eurasian Plates, a process which is not yet finished. Thus, the Mid Atlantic Ridge proves to be a se am between the Eurasian and African plates in the east and the American plate in the west.

The drifting apart of the plates is associated with the eruption of magma which solidifies at the sea bed. The borders of theses plates are today's active earthquakeareas. This advanced knowledge was drawn upon in discussing the question: "Is the origin and the structure of the Alps to be explained by means of the plate theory?"

Topic 4. Geology and Environmental Protection

Environmental protection means taking precautions to maintain our existence. An important contribution of the geosciences is the exploration of the ground, the ground water and the deeper subsurface. Damaging effects on ground water and the deeper subsurface are not as easily recognizable as, for instance, the pollution of the air and of surface-waters. The underground effects are even more serious, because they are oHen discovered late and thus are longlasting or even irreversible.

The methods and consequences of environment-geological research were discussed in the papers belonging to this heading.

Our colleague Dr. H. Bachem has al ready reported on topic 1) several times on various occasions (see also report 2/74 "Aero-Infrared-Technique"). On this subject we shall just mention briefly the lecture "Remote Sensing in Geology -Possibilities of Application and Problems" by Prof. Kronberg, Clausthal-Zellerfeld. In this lecture, Prof. Kronberg compares remote sensing to the conventional methods employed so far. He discusses the consequences of remote sensing today in the science of mineral deposits and conventional mineral deposit exploration.

The series of papers concerning basic questions on alpine geology was opened by Prof. Angenheister, Munich, who delivered a wide-ranging lecture on the following theme: "Contributions of Geophysics to Explore the Deeper Subsurface along the Geotraverse IA running through the Eastern Alps". Angenheister explained, that within the last 5 years, several geophysical methods, such as gravimetrics, geomagnetics, tellurics and magneto-tellurics, micro-seismics (at the northern border of the Eastern Alps) and refraction seismics with specially developed methods, had been applied.

Several lectures, especially those mentioned below *) showed, that the problem of the Alps' origin in connection with plate-tectonics has not yet been answered and that the whole question is still in astate of flux.

Finally, the paper by Prof. Luettig, Hannover, "Prospective Geology - An Answer to the Environmental Problems of Present and Future" should be mentioned. This lecture was an appeal to all geoscientists to find a way out of the bottle-necks and barriers of the exploitation of natural resources potential. Luettig's point of view is that only geo-scientists are able to correctly estimate deposits of raw materials and energy sources, ground-water, foundation soil, ground quality and the geodynamic status of certain parts of the crust. Prof. Luettig's opinion is that a reorientation in some fields of exploration is urgently necessary so that one can break away from the conventional historical geology - and that one should concentrate on futurology, supra-regional planning and economic and rawmaterial policies.

To sum up: Prospective geology must be declared a dominant task.

 

Prof. Trümpy, Zürich
"Mobilität mediteraner Schollen und die Entwicklung der
Zentral-und Westalpen"
Roeder, Knoxville, USA
"Die Alpen aus der Sicht der Plattentektoniker"
Prof. Richter, Berlin
"Plattentektonik und der Zusammenhang der Alpen mit
ihrer Umgebung"

 
*) Prof. Truempy, Zurich,
" Mobility of Mediterranean Blocks and Development of
the Central and Western Alps"
Roeder, Knoxville, USA,
"The Alps seen by a Plate-Tectonic-Specialist"
Prof. Richter, Berlin,
"Plate-Tectonics and the Relationship of the Alps with
their Surroundings"