PRAKLA-SEISMOS Report 1 / 1976  
 
Moskau

 

Eine Goldmedaille für unsere Beteiligung an der Ausstellung "Geologorazwedka '75"

Dr. W. Most

Vom 21. bis 30. November 1975 fand in Moskau auf dem Ausstellungsgelände im Sokolniki Park die "Geologorazwedka '75" statt, eine Fachausstellung für Geologie und Geophysik. Wir zeigten auf dieser Ausstellung unseren KPU Plotter und unser geländegängiges VVCA-VibratorSystem.

Da wir uns auf keine Experimente einlassen wollten, wurde der selbstentwickelte, zerlegbare und komplette Stand verwendet, der seine Bewährungsprobe inzwischen auf mehreren Ausstellungen im In-und Ausland bestanden hatte. Von der Beleuchtung bis zum Fußbodenbelag einschließlich Durchlauferhitzer zum Kaffeekochen, Abwaschbecken, Kühlschrank etc. mußte alles, zusammen mit den Ausstellungsstücken, auf die ca. 2500 km weite Reise gebracht werden. Wir mieteten einen 6 m langen Container, der vollgestopft ca. 3 Wochen vor Aufbaubeginn Hannover in Richtung Osten verließ. Der Vibrator rollte per Bahn nach Moskau.

Wir beabsichtigten, den KPU Plotter nicht nur als stummes Ausstellungsstück zu zeigen, vielmehr sollte er alle Abspielungen, deren er fähig ist, "coram publico" demonstrieren. Zu diesem Zweck war eine Dunkelkammer erforderlich, die zerlegt in einer großen Kiste in den Container gepackt wurde.

Da man komplette Dunkelkammern nicht kaufen kann, wurde speziell für diese Ausstellung eine solche gebaut. Sie bot Platz für den Filmtransport des Plotters, einen Entwicklungsautomaten und für einen Mann zur Bedienung; ihre Abmessungen waren demnach auch recht beträchtlich.

Mehrere Tage vor Ausstellungsbeginn machte sich die bewährte Aufbaumannschaft, bestehend aus einem Tischler-, einem Elektromeister und dem Verfasser (der lediglich die Verantwortung trug), auf den Weg. Das Abenteuer Moskau begann.

Es begann bereits auf dem Moskauer Flughafen, wo wir feststellen mußten, daß wir trotz vorheriger Reservierung der Hotelzimmer in den entsprechenden Listen des staatlichen Reisebüros nicht geführt wurden. Offenbar war etwas Sand in das sonst gutgeölte Getriebe dieser Organisation geraten. Nach 4 ½ Stunden zermürbenden Wartens brachte man uns in ein Hotel an der Peripherie von Moskau. Das Hotelrestaurant war schon geschlossen, hungrig, durstig und müde sanken wir nach Mitternacht in unsere Betten.

Das eigentliche Problem begann am nächsten Morgen denn unser Hotel lag ca. 35 km vom Ausstellungsgelände entfernt. An öffentlichen Verkehrsmitteln existierte ein Omnibus, der irgendwann irgendwohin fuhr. Zu unserer Unkenntnis der Stadtgeographie (Moskau hat immerhin 7,5 Mio Einwohner, die auf einer entsprechend großen Fläche verteilt sind) kam die Schwierigkeit des Lesens der kyrillischen Schrift. Also blieb nur das Taxi. Aber auch das Taxifahren ist nicht einfach. Nach telefonischer Benachrichtigung der Funkzentrale muß man bis zu zwei Stunden warten bevor eins auftaucht. Wir hatten Glück, ein vorbeifahrendes Taxi nahm uns zum Ausstellungsgelände mit wo wir auf unserem Stand ein heilloses Durcheinander unserer inzwischen abgestellten Kisten vorfanden. Der Vibrator war noch nicht eingetroffen, und es war auch nicht herauszufinden, wo er war und wann er ankommen würde. Aber das regte uns nicht sonderlich auf. Schließlich hatten wir am Vorabend doch noch ein Bett gefunden, waren am nächsten Tag auf unserem Stand gelandet, und die Exponate waren auch da. Der Vibrator würde sicherlich auch noch rechtzeitig ankommen.

Nach vier Tagen war der Aufbau fertig, die Dunkelkammer war lichtdicht, und der Plotter lief, trotz der langen Reise, fast auf Anhieb.

Während der Aufbauzeit mußten wir die Gürtel enger schnallen, denn ein Restaurant gab es in der Nähe des Ausstellungsparkes angeblich nicht. Unsere vorsorglich mitgebrachten Lebensmittel durften wir nicht anrühren, der Zoll genehmigte die öffnung der entsprechenden Kisten erst kurz vor Beginn der Ausstellung. Für die Verpflegung blieb nur mitgebrachtes Brot vom Hotelfrühstück und mühsam ergattertes Wasser. Großes Schlemmen war abends im Hotel auch nicht möglich,-denn wir kamen meist so spät, daß die Speisekarte fast leer gegessen war.

Am Freitag, dem 21.11., wurde die Ausstellung eröffnet. Der Vibrator war inzwischen eingetroffen und fand einen attraktiven Platz direkt neben dem Eingang der Halle. Wir erlebten einen Besucheransturm wie bisher auf keiner Ausstellung. Zeitweise drängten sich die Besucher - ausnahmslos eingeladene Fachleute - in Dreierreihen vor allen Ständen. Mit einigen Unterbrechungen dauerte dieser Andrang über die gesamte Ausstellungszeit an. Regelmäßige Vorführungen des Vibrators, der die Halle leicht erzittern ließ, wechselten ab mit Abspielungen des Plotters und der Vorführung eines Tonfilms über unsere Vibratoren, der von Herrn F. W. Hefer, Western Data Systems, aufgenommen und vertont worden war.

Unsere Druckschriften fanden reißenden Absatz. So hatten ca. 150 ausgelegte Broschüren nach gestoppten 7,5 Minuten ihre Interessenten gefunden. Intensive Fachgespräche, die unsere Dolmetscherin versiert übersetzte, fanden während der ganzen Zeit statt. Wir hatten prominenten Besuch, angefangen vom sowjetischen Minister für Geologie Mr. A. Sidorenko, dessen Stellvertreter Mr. Grachev, Repräsentanten bedeutender Institutionen, außerdem viele Professoren und Studenten. Manche Interessenten hatten eine 40stündige Bahnfahrt nicht gescheut, um die Ausstellung, die fast ausschließlich von westlichen Ländern beschickt war, zu besuchen. Neben weltbekannten Herstellern geophysikalischer Geräte wie Geo Space, Texas Instruments (vertreten durch Techmation, Paris), Sercel u. a. waren nicht weniger bekannte Firmen wie Wild aus der Schweiz und Carl Zeiß, Jena, mit vermessungstechnischen, kartographischen und anderen Erzeugnissen vertreten.

Prominenter Besuch auf unserem Ausstellungsstand
Prominenter Besuch auf unserem Ausstellungsstand: Rechts: A. Sidorenko, Minister für Geologie der USSR, daneben: Fred W. Hefer, Western Data Systems, ganz links: J. N. Grachev, Stellvertreter des Ministers für Geologie

An offiziellen Veranstaltungen sind ein Empfang des sowjetischen Geologieministers im Arpad, eines der größten und schönsten Restaurants in Moskau, sowie ein Empfang der Deutschen Botschaft im Hotel Prag zu nennen.

Viel Zeit, um Moskau zu besichtigen, blieb uns nicht. Eine Stadtrundfahrt bei diesigem, kaltem Wetter vermittelte wenigstens einen Eindruck von dieser im Zentrum schönen und großzügig angelegten Stadt. Die Straßen haben teilweise 8-12 Fahrspuren, auf denen sich vor allem in der "rush hour" ein kaum vorstellbarer Verkehr abwickelt. Hauptsächlich Lastwagen und Omnibusse sowie Wagen des staatlichen Reisebüros Intourist, Taxis, Betriebsfahrzeuge und auch Privatwagen bestimmen das Straßenbild. Noch abends um 23.00 Uhr sind die Bürgersteige voll von Menschen. Eine lebendige Stadt, wie wir sie nicht erwartet hatten, die vor allem durch ihre unvergleichliche Metro mit den architektonisch eindrucksvollen Stationen besticht. Gedränge gibt es auf diesen Stationen auch in Stoßzeiten nicht. Die Zugfolge ist so dicht, daß man praktisch ohne Zeitverlust die nächste Bahn besteigen kann.

Obligatorisch war natürlich ein Besuch des BolschoiTheaters sowie des Gum, des größten Moskauer Kaufhauses.

Noch ein Wort zum Wetter. Die große russische Kälte fand während unseres Aufenthaltes in Moskau nicht statt. In den ersten Tagen lag Schnee, die nächtlichen Temperaturen lagen bei -15° C, tagsüber war es etwas wärmer, aber bei der trockenen Luft empfand man die Kälte kaum. Unangenehmer war die zweite Hälfte unseres Aufenthaltes bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und Schneematsch. Nach Auskunft Einheimischer erlebten wir den wärmsten November seit Jahren.

Am Sonntag, dem 30. 11., wurde die Ausstellung geschlossen. Vorher hatte unser Stand (neben vier anderen Ständen) eine Goldmedaille einschließlich Urkunde erhalten mit folgendem Wortlaut:

"Die Handels-und Industriekammer der Sowjetunion zeichnet die Firma PRAKLA-SEISMOS, BRD, mit einer

GOLDMEDAILLE
für die inhaltsreiche, interessante künstlerische Gestaltung und erfolgreiche Durchführung der Ausstellung Geologorazwedka '75 in der SU aus.
Vorstand der Handels-und Industriekammer der SU".

Diese Auszeichnung entschädigte uns etwas für die Anstrengungen der zurückliegenden Zeit. Die folgenden Tage waren mit dem Abbau des Standes und dem Beladen des Containers ausgefüllt. In einer Ilyushin 62 der sowjetischen Fluglinie gedachten wir noch einmal der Tage in Moskau, erinnerten uns der Strapazen beim Auf-und Abbau, des schwierigen Fahrtenproblems zwischen Hotel und Ausstellungsgelände und nicht zuletzt des Wodkas, der üblicherweise in Zahnputzgläsern gereicht wird. Er verdient wirklich seinen Namen "Wässerchen", denn er sieht so aus und schmeckt fast so. Von seiner Wirkung aber schweigt des Sängers Höflichkeit.

 

Gold Medal for Our Participation in the Exhibition "Geologorazwedka '75"

The "Geologorazwedka", a special exhibition for geology and geophysics, took place in Moscow at the Sokolniki Park exhibition grounds from November 21 st to 30th, 1975. We demonstrated our KPU-plotter and our cross-country VVCA-vibrator-system.

As we didn't want to take any risks, we used our complete "collapsible" display-booth which we had previously developed and found reliable at several foreign and domestic exhibitions. Every single piece of equipment, not only the exhibits themselves but also lighting, carpeting and even a hot-water boiler, a sink and a fridge, had to be taken along on the 2500 km trip. We rented a 6 m long container which was sent eastwards about three weeks before the opening of the exhibition stuffed to bursting point. The vibrator was sent by rail.

We had planned to show the KPU-plotter not just as a "passive" exhibit, but in full action, demonstrating all programmed playbacks "coram publico". For this a darkroom was necessary, which was also se nt by the container -detached in its separate parts. As it is impossible to purchase complete dark-rooms we had to build one ourselves especially for this exhibition. It was large enough to accommodate the plotter-camera-unit, a developer and the operator.

Several days before the opening of the exhibition our reliable construction crew set off -one master joiner, one master electrician and this writer (who was responsible for everything). Now the "adventure Moscow" could start.

We had hardly landed at Moscow airport, when we encountered Dur first problem, learning that "- despite previous reservation of hotel rooms - we were not entered in the state tourist offices' reservation lists. Obviously this usually weil run organization had made amistake. Anyhow, after a 4½ hour nerve-racking wait, we were brought to a hotel on the outskirts of Moscow. As the hotel-restaurant was already closed we went to bed after midnight hungry and thirsty.

However, the real problems only started next morning when we learned that our hotel was 35 km away from the exhibition grounds. The only public transport was a bus, leaving sometime, somewhere. Our ignorance of Moscow's geography (a town of 7.5 million inhabitants, living in a correspondingly large area) and our inability to read and understand kyrillic script meant further problems. So we decided to go by taxi, but this was difficult too. After informing the taxi control-office, one has to wait about 2 hours before a cab arrives. However, we were lucky to catch a passing cab, which took us to the exhibition grounds. There we found our crates which had arrived in the meantime in incredible disorder. Everything was there, except the vibrator, and we couldn't find out where it was and when it would arrive; but this did not upset us too much anymore. After all, we had al ready managed to find accommodation the previous night, we had found our booth, the exhibits had arrived safe and sound j all this gave us the courage to believe that the vibrator would arrive in time as well.

Within 4 days the booth was set up, the dark-room was light-proof and the plotter worked without errors, despite the long journey.

Das Vibrator-System VVCA auf dem Freigelände unmittelbar vor dem Eingang der Ausstellungshalle
Das Vibrator-System VVCA auf dem Freigelände
unmittelbar vor dem Eingang der Ausstellungshalle

While we were setting up our display we had to tighten our belts because reportedly there was no restaurant nearby. The food-supply we had brought as a precaution was not to be touched, customs only approved the opening of the respective crates shortly before the start of the exhibition. So we had only the bread to eat which we had pinched from the hotel breakfeast and water to drink, secured with difficulty. Feasting on a sumptuous meal in the evening was not possible either, because we usually arrived at the hotel after all the food had gone.

The opening of the exhibition was on Friday, the 21 st Nov. 75. In the meantime the vibrator had arrived and was displayed in a very favourable place directly at the entrance of the hall. We had an influx of visitors as never before. Sometimes the visitors who were there by invitation only crowed three rows deep in front of the booths. This rush remained with few exceptions constant throughout the entire exhibition. We regularly demonstrated the vibrator causing the whole exhibition hall to vibrate slightly, and the plotter-playbacks, and showed a sound-movie about our vibrators, produced by Mr. F. W. Hefer of Western Data Systems.

Our leaflets were "bestsellers". 150 brochures we had put out vanished within 7.5 minutes. The vivid technical discussions we had throughout the entire exhibition were very weil translated by our official interpreter. We were visited by many V. I.P.S such as the Soviet Minister of Geology Mr. A. Sidorenko and his deputy Mr. J. N. Grachev, representatives of important institutions and many professors and students. So me of the visitors hadn't even been put off by a 40-hour train ride to see the exhibition with its almost exclusively western exhibitors. Besides world famous manufacturers of geophysical instruments such as Geospace, Texas Instruments (represented by Techmation, Paris) Sercel and others, also Wild of Switzerland and Carl Zeiß, Jena, were present, both exhibiting survey technical and topographie mapping devices as weil as other products.

Two social events are worth mentioning: the reception of the Soviet Minister of Geology which took place in one of Moscow's biggest and most elegant restaurants, the "ARPAD", and the West German Embassy's reception at the hotel "PRAG".

Unfortunately there was not enough time left to see much of the city. But a sightseeing-tour in cold, misty weather gave us at least an impression of the city and its well planned and very impressive center. In parts the motorways have 8 to 12 lanes and especially during the rushhour the traffic is incredible. The traffic is mostly trucks, busses, cars of the state "Intourist" travelagency, cabs and business vehicles, one sees fewer private cars. Moscow is a bustling town, the streets are crammed with people even late at night, something we would never have expected. Especially the Metro proves to be an attraction with its impressive subway-stations, which are never overcrowed even du ring the rush-hour. The trains run so frequently that one can wait for the next one without losing time. Of course we also visited the two "musts", the Bolschoitheater and Moscow's largest department-store, the "GUM".

As far as the weather was concerned, we were fortunate not to encounter the severe Russian cold. During the first few days it snowed, with a temperature of about minus 15° C at night, during the day it was a little warmer. Hewever, as the air was dry we didn't mind the cold. The second half of our stay was a little less agreeable with temperatures around 0° C and slush ; Moscovites told us that it was the mildest November in years. On Sunday, November 30th, the exhibition came to an end. Shortly before, our booth together with 4 other exhibitors had been awarded a gold-medal and citation. The citation read as foliows:

Die Verleihungsurkunde
Die Verleihungsurkunde

PRAKLA-SEISMOS GmbH, Federal Republic of Germany, is awarded a

GOLD-MEDAL by the Soviet Chamber of Commerce and Industry for its significant, interesting and artistic presentation and the succesful participation in the exhibition "Geologorazwedka 75" in the Soviet Union.
Board of the Chamber of Commerce and Industry

This award was a compensation for the stress of the past weeks. For the following days we were busy taking down the booth and loading the container. On the way back - in an Ilyushin 62 of the Soviet Airlines - we remembered the days in Moscow, the hardships of setting up and taking down our booth, the daily difficulties in covering the distances between hotel and exhibition grounds and last but not least the vodka, which was served in big tumblers! It really deserves its name "water", as it looks like it and almost tastes like it. But maybe it would be better to say nothing about its effect!