PRAKLA-SEISMOS Report 2 / 1971  
Installation und Startschuß CD 6600
für das Großrechnersystem
CD6600
in unserem Datenzentrum
Startschuß für die Produktion mit unserem neuen Großrechnersystem CD 6600

Bei neuen Straßen oder Brücken wird zur Einweihung ein Band zerschnitten, und wenn es ein historisches Ereignis war, so findet die benutzte Schere vielleicht einen Ehrenplatz in einem Museum. Ganz so feierlich war es nicht, als am 14. Mai der "Startschuß" für die Produktion mit unserem neuen Großrechnersystem CD 6600 ausgelöst wurde. Ein Knopfdruck von Dr. H. J. Trappe (in Anwesenheit von viel PRAKlA-SEISMOS Prominenz), und der Rechner nahm die Arbeit auf. Über 2 Magnetbandlaufwerke wurden 200 24spurige Seismogramme mit je 40000 Amplitudenwerten eingelesen, dann dynamisch korrigiert, normiert, 24fach gestapelt, gefiltert, wieder normiert und auf ein Magnetband ausgegeben. Zeitbedarf: 6 min!! (Wer übrigens meint, bei so einer offiziellen Amtshandlung müsse der rote Knopf gedrückt werden, der irrt, denn das wäre "EMERGENCY OFF", d. h., die gesamte Stromversorgung würde totgelegt.)

 

Installation and start of computer system CO 6600 in our Data Centre.
At the opening of a new street or bridge, a ribbon is cut, and when it has been an historic occasion the scissors used in the ceremony sometimes find a place of honour in a museum.
It was not quite as solemn as this, when, on May 14th, the "starting signal" was given for our new large computer system CD 6600 to begin production. Dr. H. J. Trappe -in the presence of many leading PRAKLA-SEISMOS figures -pressed the button and the computer took over. Two hundred 24 trace records, each with 40,000 amplitude values, were put in on 2 magnetic tape systems; then subjected to dynamic corrections, normalization, 24-fold stacking, filtering, another normalization, and were finally put out on magnetic tape within 6 minutes (if you believe, that on such an official ministration you have to press the red knob, you are making amistake, as it is the "EMERGENCY OFF" button, which cuts the power supply off completely).

Information Interessierte Zuschauer
IInteressierte Zuschauer v. I. n. r. S. Wiemer (der Verfasser dieser Reportage), ein Bruchteil von Frau Baumann, H. Ries, K. Sinha, H. O. Hagen, Dr. Gees, M. Morawe (der Vater des GEOPLAN Betriebssystems), Dr. Köhler, H. Fugmann von CDC Hamburg  
Interessierte Zuschauer

Während das Magnetband mit den "historischen" Ergebnissen eine Etage tiefer wanderte, um dort über einen Digitalprofilographen dargestellt zu werden, bewegte sich die Festgemeinde zur Kantine, um dort auf eine erfolgreiche Zukunft des PRAKLA-SEISMOS-Datenzentrums anzustoßen. Dr. H. J. Trappe und Dr. R. Bortfeld wiesen in kurzen Ansprachen auf die Bedeutung hin, die die Inbetriebnahme eines Großrechnersystems für die PRAKLA-SEISMOS hat. Gleichzeitig dankten sie allen Mitarbeitern, die für einen termingerechten Ablauf der Installation gesorgt hatten. Dazu gehörten auch die Software-Experten, d. h. die Programmierer. Schließlich wurde ja nicht ein bewährtes Programmsystem für einen anderen Rechnertyp umgeschrieben, sondern auf der Basis der mehrjährigen Erfahrungen im Datenzentrum wurde für den neuen Großrechner auch ein neues Programmsystem entwickelt. Es soll - so hofft man - nicht nur die bisher angewendeten Prozesse schneller (und billiger!) durchführen, sondern auch die Lösung künftiger Aufgaben ermöglichen.
Die Programmierarbeiten werden von Außenstehenden oft unterschätzt. "Gut Ding will Weile haben", lautet ein Sprichwort, das auch unseren Kaufleuten bekannt ist, und so hat keiner erwartet, daß z. B. die Umstellung der Betriebsabrechnung auf die EDV in wenigen Monaten durchgeführt werden kann.

 

While the tape with the "historie" results was taken to the floor below, to be displayed by a digital profilograph, the festive party moved to the cantine to clink glasses to a successful future of the PRAKLA-SEISMOS Data Centre. Dr. H. J. Trappe and Dr. R. Bortfeld referred in short speeches to the significance which the incorporation of a large computer system has for PRAKLA-SEISMOS. They also thanked all the colleagues who had helped to complete the installation in time, including the software experts, i. e. the programmers. Because a proved program system suited to another type of computer could not be transcribed, a completely new program system had to be developed for the new large computer from our experts' many years experience in the Data Centre. It should, so we hope, make possible not only a swifter (and cheaper!) execution of the processes used until now, but also the solving of future tasks.
Programming is often under-valued by outsiders. The proverb "haste makes waste" is known by our accountants and so nobody had expected that the conversion of the company accounts to digital programming could be carried out in a few months.

Stolz zeigt N. Banik eine Darstellung der Ergebnisse des ersten Produktionslaufes Information

Im Datenzentrum begannen die Programmierungsarbeiten für das neue geophysikalische Programmsystem unmittelbar nach der Bestellung der neuen Rechenanlage im Juli des vergangenen Jahres. Während in den USA das System zusammengebaut wurde, testeten unsere Programmierer Teile des neuen Programmsystems an einer Rechenanlage gleichen Typs in Berlin. Nur so war es zu schaffen, bereits 2 Monate nach Eintreffen der CD 6600 die Produktion aufzunehmen. Als die Lufthansa am 16. März 1971 um 24.00 Uhr in Hannover-Langenhagen die Ankunft ihres Frachtfluges LH 473/R 14 meldete, liefen in Berlin die letzten vorbereitenden Teste der Programmierer.
Flughafen Langenhagen. 6 3/4 Stunden benötigte die Boing 707, um 31to Fracht von New York nach Hannover zu fliegen. Normale Routine? Nein, Experten erkennen an der Flugnummer, daß es sich um einen umgeleiteten Frachtflug handelt - rerouted. Der Grund lockte sogar einen Fotografen der Flughafen AG aus dem Bett, schließlich kommen nicht alle Tage ein paar Kistenn an, für die eine Firma in Hannover 25 000,-DM Frachtkosten zahlt. Aber zu sehen gibt es nicht viel. Von 13 Paletten werden 6 aus der Maschine gerollt und auf einen Lastwagen mit Anhänger verladen. Um genau 6,8 to bzw. 6.8 Mill. DM erleichtert fliegt die Maschine weiter nach Frankfurt. Der Lastwagen aber rollt Richtung Hannover. kaum beachtet vom Zoll. denn wer möchte sich mit einem Computer messen. der in einer Sekunde 1,2 Millionen logische Entscheidungen treffen kann. Da wartet man doch lieber auf die nächste Passagier-Maschine aus dem Ausland, und sollte da einer etwa 2 Flaschen Whisky haben anstatt einer, dann würde das - sagen wir - 7,89 DM kosten.

 

The programming for the new geophysical program system began in the Data Centre immediately after the new computer plant had been ordered in July last year. While the system was being built up in the U.S.A. our programmers tested parts of the new program system on a computing plant of the same type in Berlin. Only in this way was it possible to start production two months after the arrival of the CD 6600. As Lufthansa announced the arrival of its freight flight LH 473/R 14 in Hanover-Langenhagen at 12 midnight on the 16th March, 1971, the last preparatory programming tests were being run through in Berlin.

The Boing 707 needed 6 3/4 hours to fly 31 tons freight from New York to Hanover-Langenhagen airport. Was it a routine flight? No. Experts can tell from the flight number that it was a rerouted freight flight which even enticed a photographer of the Flughafen AG from his bed. After all, it's not every day that a couple of crates arrive for which a company in Hanover has paid DM 25,000,-in freight rates. But there was not much to see. From 13 pa lets 6 were rolled out of the plane and loaded onto a lorry with a trailer. The plane flew on to Frankfurt lighter by exactly 6.8 tons, and poorer by 6.8 million DM. The lorry however, moved off towards Hanover, hardly noted by customs, for who wants to compete with a computer which can knock off 1.2 million logic decisions per second? Better wait for the next passenger flight from abroad, and if anyone there has two bottles of whiskey instead of one, that will cost, let's say, 7,89 DM.

Information Na. denn PROST. CD 6600!
Dr. R. Bortfeld bei seiner Ansprache in der Kantine
Dr. R. Bortfeld bei seiner Ansprache in der Kantine. daneben Maschinensaalleiter J. Dettmann. CD-Techniker Pröhl. Architekt Reimann. Hausmeister Weeke und J. Weber. der sich für die vor ihm liegenden Aufgaben stärkt.

Dr. R. Bortfeld giving his talk in the cantine. Next to him the head of the machine room J. Dettmann; CD technician Pröhl; architect Reimannj warder Weeke and J. Weber who is taking a fortifying snack for the tasks ahead.

Der New Yorker Nebel, der den Abflug der Maschine verzögert hatte, war vergessen, und die Sonne lachte, als mittags der mit 1,9 to schwerste Brocken am Haken eines Spezialkranes hing und in den Maschinensaal des Datenzentrums gehievt wurde (s. Titelbild). Den Spediteuren merkte man die Routine an, kein Gebrüll, kein Fluchen, CDC-Transportchef Lissmann dirigierte souverän.
Zum Stammzeit-(Gleitzeit-)Feierabend waren alle Kisten im Gebäude verschwunden. Das große Loch, eigens zu dem Zwecke in die Hauswand gerissen, war notdürftig verschlossen, und die Produktion im Maschinensaal 1 lief weiter. Natürlich noch nicht mit dem neuen System, denn das mußte erst ausgepackt werden. Vierundzwanzig Stunden später standen alle Einheiten auf den vorbereiteten Positionen, und Elektriker und Klempner tummelten sich, um die Anschlüsse fertigzustellen.
Architekt Reimann hatte die äußerst schwierige Aufgabe, alle Handwerkerarbeiten zu koordinieren. Maurer, Elektriker, Klempner und Tischler mußten mobilisiert werden. Durch die ständigen Erweiterungen im Datenzentrum (das Motto für die 70er Jahre lautet: Größerer Durchsatz, höherer Umsatz, entsprechender Gewinn) war an verschiedenen Stellen die Kapazitätsgrenze erreicht. Für einen Superrechner fehlten zunächst Strom, Wasser und Luft. Nun, gewöhnliche Luft gibt es in der Wiesenstraße genug. Werden aber bestimmte Forderungen an Temperatur und Feuchtigkeit gestellt, dann wird es schon kritisch. Einige - zig Quadratmeter Alublech mußten gebogen werden, um ein neu es Kanalsystem für Zu-und Abluft aufzubauen, und Hausmeister N. Weeke büßte seine Garage ein (es war die letzte, die noch nicht zweckentfremdet war), denn eine neue Klimazentrale mußte installiert werden. Bei den guten Beziehungen zur Firma Göttker war das Wasser kein großes Problem, auf dem Hof wurde ganz einfach ein Brunnen gebohrt. Bis auf die oberen 20 cm wies das Bohrprofil keine Besonderheiten auf:
dummy0
dummy- 0,2 m Beton
dummy- 1,9 m Aufschüttung
dummy- 3,0 m Fein-, Mittelsand, braun
dummy- 10,5 m Grobsand, Kies, Schotter
dummy- 12,0 m Geschiebemergel
Schwieriger war und ist es mit der Stromversorgung, denn Lieferzeiten für Generatoren liegen höher als für Rechenanlagen. Aber die Stadtwerke fanden eine Zwischenlösung. Auf dem Hof wurde provisorisch eine Trafostation aufgebaut, und so konnte für die nächsten Monate die Erweiterung von 500 auf 1130 KVA durchgeführt werden.
Aber wer denkt noch an die vielen kleinen Ärgernisse, wenn der Maler alles übertüncht und der Tischler die letzten Schäden beseitigt hat. übrig bleiben ein paar nüchterne Zahlen :
dummy16.3.71 Ankunft der CD 6600 in Hannover
dummy29.3.71 Anlage steht für Programmteste zur Verfügung
dummy25.4.71 Beginn der monatlichen Mietzahlungen
dummy14.5.71 Kleine Feier anläßlich des Produktionsbeginns
dummy16.6.71 Laut Logbuch: Produktion, Routine-Wartung,
Programmteste, Produktion ....
Der Alltag für die CD 6600 im PRAKLA-SEISMOS-Datenzentrum hatte begonnen.
P. S. Sollte sich jemand einen Heimcomputer zulegen wollen, so ist zu beachten, daß der Betrieb einer EDV-Anlage genehmigungspflichtig ist. Anmeldungen nimmt die Bundespost entgegen.

 

The New York fog which had delayed the departure of the plane was forgotten. The sun smiled, as at midday the heaviest morsei, weighing 1.9 tons, hung on the hook of a special crane and was hauled into the machine room of the Data Centre. (see cover picture). The carriers accepted it as routine, no shouting, no swearing, as CDC transport chief Lissmann took supreme command.
At the end of the shift, all the crates had disappeared into the building. The large hole which had been knocked out of the wall to let them in had been closed provisionally, and the production in machine room 1 went on normally. Not with the new system yet, of course, as it still had to be unpacked. Twenty-four hours later all the units stood in their prepared positions and the electricians and plumbers were bustling about completing the connections.
Architect Reimann had the extremely difficult task of coordinating all the manual work. Masons, electricians, plumbers and joiners had to be mobilized. Because of the continuous extension of the Data Centre (the motto for the 1970's is: greater performance, higher turnover, more gain) capacity threshold was reached at places. At first, power, air and water were not available for a super computer. After all, there is enough normal air in the Wiesenstrasse building, but when certain temperature and humidity conditions are required it becomes critical. Many square meters of aluminium sheeting had to be bent to build up a new channel system for ventilation and exhaust. As a new air conditioning unit had to be installed, warden N. Weeke forfeited his garage which was the only one not al ready transformed from its original function. Due to good relations with the Göttker company the water was no great problem, a weil simply being bored in the yard. As far as the uppermost 20 cm, the weil showed no peculiarities:
dummy0
dummy- 0.2 m concrete
dummy- 1.9 m filler material
dummy- 3.0 m fine and medium grained brown sand
dummy- 10.5 m coarse sand, gravel, rubble
dummy- 12.0 m moraine marl
It was and is more difficult with the power supply, as the delivery terms for generators are higher than those for computing plants. However the city authorities made a comprimise. A transformer was installed provisionally in the yard, and so during the following months the increase from 500 to 1130 KVA could be made. But who remembers the small difficulties once the painters have whitewashed everything and the joiners have repaired the last damages. A few dry figures remain:
dummy16.3.71 Arrival of the CD 6600 in Hanover
dummy29.3.71 Plant available for test programs
dummy25.4.71 Start of monthly rent payments
dummy14.5.71 Small celebration to mark the beginning of production
dummy16.6.71 According to the logbook: production; routine service; program tests; production ....
The daily routine for the CD 6600 in the Data Centre had begun.
P. S. Should anyone wish to install a computer of his own, he should note that the use of an EDV unit requires a permit. Registration is made with the Bundespost.

Auch bei dieser kleinen Feier waren unsere Küchenfeen unentbehrlich