Die PRAKLA-SEISMOS AG Ende 1988
PRAKLA-SEISMOS Report 1+2 / 88/89

Der Absturz der Rohölpreise Ende 1985 und die daraus resultierenden massiven Kürzungen der Explorationsbudgets der Erdölgesellschaften haben die Welt der geophysikalischen Kontraktoren in den letzten zwei Jahren stärker verändert, als sämtliche, die Exploration bestimmenden Ereignisse und Umwälzungen unseren Industriezweig in den 20 bis 30 Jahren davor zu beeinflussen vermochten. Es kann aber festgestellt werden, daß diese Veränderungen offensichtlich im 2. Halbjahr 1988 zum Abschluß gekommen sind und daß der Markt nunmehr eine gewisse Stabilität zurückgewonnen hat. Die internationalen Erdölgesellschaften haben ihre Finanzplanungen inzwischen dem neuen Ölpreisniveau angepaßt und bemühen sich, der langfristigen Bedeutung der Exploration wieder ausreichend Rechnung zu tragen.

Als Folge dieser stabilisierenden Faktoren hat die PRAKLA-SEISMOS AG ihren Umsatz im Geschäftsjahr 1988 nach erster Abschätzung um rund DM 75,0 Mio. auf ca. DM 290,0 Mio gesteigert. Dieses ist eine Zunahme um mehr als ein Drittel in einem Jahr. Eine deutliche Verbesserung der Ertragslage der Gesellschaft ist demnach zu erwarten. Auf das gesamte Jahr gerechnet kann zwar die Gewinnzone voraussichtlich noch nicht ganz wieder erreicht werden, der Verlust dürfte jedoch nur einen Bruchteil des Vorjahreswertes betragen. Im übrigen läßt auch die Entwicklung im Verlauf des Jahres 1988 hoffen, daß im Jahre 1989 - für das wir mit weiteren Umsatzzunahmen rechnen - endgültig wieder schwarze Zahlen geschrieben werden können.

Die Belebung der Umsatztätigkeit spiegelt sich auch in der Anzahl der beschäftigten Mitarbeiter wider. Sie hat sich von 1682 am 31. Dezember 1987 auf 1761 Ende des Jahres 1988 erhöht. Die in den Jahren 1986 und 1987 zur Vermeidung noch größerer Verluste notwendigen Personalkürzungen haben in einigen Bereichen große qualitative Lücken gerissen. Erhebliche Anstrengungen sind nötig,sie jetzt wieder aufzufüllen. Im Interesse unseres selbstgesteckten Zieles allen Kunden eine technisch-wissenschaftlich und organisatorisch hochwertige Dienstleistung anzubieten, werden wir auch für die Zukunft dieser Aufgabe die größte Bedeutung beimessen.

Die Zusammenarbeit mit der Compagnie Generale de Geophysique im Rahmen der IMG hat leider nicht den erwünschten Erfolg gebracht. Da eine hierfür nötige engere Verflechtung gegenwärtig nicht möglich und wünschenswert erscheint, wurde diese Kooperation im gegenseitigen Einvernehmen wieder beendet. Laufende Verträge werden noch abgewickelt, aber in Zukunft wird PRAKLA-SEISMOS ihre Hochsee- und Flachwasserflotte wieder in eigener Regie anbieten.

Gute Nachrichten kommen aus Uetze. Unsere Tochtergeseilschaft, die PRAKLA-SEISMOS Geomechanik GmbH, hat die schwierigen Jahre verlustfrei überstanden, im wesentlichen ermöglicht durch die seit einigen Jahren mit großer Intensität vorangetriebene Sparte der Wasser-, Aufschluß- und Untersuchungsbohrungen. Auch für das Jahr 1989 sind die Aussichten der Tochtergesellschaft gut.

Gemessen am Umsatz wird die Geophysik zur Zeit weltweit zu etwa 97 Prozent für die Exploration und die Gewinnung von Kohlenwasserstoffen eingesetzt. Auch für uns haben alle anderen Anwendungen, wie etwa die Suche nach festen mineralischen Rohstoffen oder Aktivitäten im Rahmen des Umweltschutzes, nur relativ geringe Bedeutung. Eine Änderung dieser Tatsache ist auf absehbare Zeit nicht zu erwarten, da nicht erkennbar ist, daß in diesen Bereichen demnächst wesentlich höhere Mittel eingesetzt werden. Eine gewisse Sonderstellung im positiven Sinne nehmen die geowissenschaftlichen Forschungsprojekte nationalen wie internationalen Zuschnitts ein (DEKORP, KTB, NFP 20, CROPITALlA). Es geht dabei um die seismische Erkundung der tieferen Erdkruste in Mitteleuropa. Seit 1984 steht fast durchgängig ein seismischer Meßtrupp für diese Aufgaben im Einsatz.

Sieht man von den bereits erwähnten sehr erfolgreichen Diversifikationsprojekten Wasser-, Aufschluß-, Untersuchungsbohrungen der PRAKLA-SEISMOS Geomechanik sowie geowissenschaftliche Tiefenaufschlüsse der MuttergeselIschaft ab, gilt für die meisten potentiellen Diversifikationsprojekte, daß ein deutlicher Beitrag zur Umsatzsteigerung in absehbarer Zeit nicht zu erwarten ist. Wegen der mit jeder Diversifikation verbundenen Risiken und des erst spät zu erwartenden Erfolges sind daher Investitionen in diesen erst einmal 'fremden' Bereichen gegenüber dem Hauptgeschäftszweig besonders kritisch abzuwägen. Dies bedeutet aber, daß PRAKLA-SEISMOS weiterhin auf dem hart umkämpften geophysikalischen Markt gegenüber den internationalen Mitbewerbern zu bestehen hat. Nachteile, die von dem noch ungünstigen Wechselkurs zwischen der Deutschen Mark und dem US-Dollar sowie dem deutschen Gehaltsniveau herrühren, müssen durch höchst effiziente und hochqualifizierte Arbeit bei international akzeptablen Preisen wettgemacht werden. Da auf dem deutschen Markt keine Verbesserung abzusehen ist, d.h. die Chancen für eine Steigerung geophysikalischer Aktivitäten gering bleiben, bringt dies für PRAKLA-SEISMOS den Zwang mit sich, weiter zu internationalisieren und noch stärker am Weltmarkt präsent zu sein. Schritte hierzu, etwa Gründung von 'Joint-Ventures' mit lokalen Partnern, wurden bereits eingeleitet. Sie werden konsequent weitergeführt. Schwerpunkte sind dabei in jenen Weltregionen zu setzen, wo sich aus unterschiedlichen wirtschaftlichen und wirtschaftspolitischen Gründen besonders positive Entwicklungsmöglichkeiten erkennen lassen.

Die letzten drei Jahre haben uns schwere Einbußen gebracht. Zugegeben. Aber das Wellental ist durchschritten. Übersteigerter Optimismus mag von Übel sein, Verzagtheit aber auch. Laßt uns also beherzt ans Werke gehen!

Der Vorstand

Dr. F. X. FührerDr. S. DingB. Fiene