Report Datenbank php 7.x aufrufen Zum Jahreswechsel 1985/86
PRAKLA-SEISMOS Report 3+4 / 85

Im letzten Jahresrückblick haben wir die Prognose gewagt, daß für 1985 sowie für die folgenden Jahre mit steigenden Umsätzen zu rechnen sei, Die Erwartungen des Vorstandes haben sich, zumindest was das vergangene Jahr betrifft, voll erfüllt. In allen Bereichen kam es zu Umsatzsteigerungen, was uns berechtigt, 1985 als ein sehr gutes Geschäftsjahr zu bewerten,

Zum Jahreswechsel 1985/86
Die Umwandlung der PRAKLA-SEISMOS von einet GmbH in eine Aktiengesellschaft war unstreitig das markanteste Ereignis im vergangenen Jahr. Einen ausführlichen Bericht über diesen Vorgang und seine Hintergründe finden Sie auf Seite 9, Der Vorstand hofft, daß die PRAKLA-SEISMOS in ihrer neuen Form in Zukunft noch schneller und gezielter auf Änderungen des Marktes reagieren und noch stärker expandieren kann als bisher.

Über die Entwicklung in den verschiedenen Abteilungen während des Jahres 1985 ist folgendes zu berichten:

Im Inland standen überwiegend vier sprengseismische und drei VIBROSEIS-Meßtrupps im Einsatz, Drei sprengseismische Trupps waren für 120spurige Registrierung mit Apparaturen des Typs Texas Instruments DFS V ausgerüstet, der vierte führte in Norddeutschland 3D-Messungen mit einer Sercel-Apparatur 348 und 480spuriger Registrierung durch, Die VIBROSEIS-Meßtrupps arbeiteten bei 120spuriger Registrierung mit Apparaturen des Typs Sercel 348 und Korrelator-Stapler es 2502,

In der zweiten Jahreshälfte führte ein VIBROSEIS-Meßtrupp mit 200spuriger Registrierung und einer Apparatur des Typs Sercel 368 einschließlich Korrelator-Stapler CS 2502 im Rahmen des Forschungsvorhabens DEKORP (Deutsches kontinentales reflexionsseismisches Programm) und KTB (Kontinentale Tiefbohrung) reflexionsseismische Messungen in der Region Bayerischer Wald - Oberpfalz - Fichtelgebirge sowie Ergänzungsmessungen zu den 1984 ausgeführten Arbeiten im Schwarzwald durch.

Untertage wurden verschiedene flözwellenseismische Messungen auf Schachtanlagen des Ruhrgebietes ausgeführt.

Die Auslandstätigkeit ist im Vergleich zum Vorjahr bedeutend angestiegen, Unsere Aktivitäten erstreckten sich auf folgende Länder: Bangladesh, [)änemark, Frankreich, Italien, Libyen, die Niederlande, auf Österreich, die Schweiz, Spanien und die Türkei.

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In den Niederlanden führten wieder zwei Meßtrupps das ganze Jahr hindurch Flächenseismik (3D) durch, Einer der Trupps setzte als Energiequelle wahlweise Sprengstoff, Luftpulser oder Vibratoren ein, Der zweite war mit einer Apparatur vom Typ Geosource MDS-16 ausgerüstet, womit nach der Sommerpause 640spurig aufgenommen wurde, Ein dritter Meßtrupp führte zusammen mit einer Flachwassereinheit für sieben Monate ebenfalls Flächenseismik durch, In Italien standen Vermessungen nach dem Wide-Line-Verfahren sowie telemetrische Unterwassermessungen in Verbindung mit einem Luftpulser-Ponton auf dem Programm, Des gleichen Energieträgers bediente man sich tür eine Seevermessung in der Schweiz.

Außerhalb Europas waren wir besonders gut in Libyen und in der Türkei beschäftigt. In Libyen arbeiteten drei VIBROSEIS-Meßtrupps, alle mit je sechs Vibratoren ausgerüstet. Im Laufe des Jahres wurden zwei Meßtrupps auf Texas Instruments DFS-V-Apparaturen für 92- bzw. 120spurige Registrierung umgerüstet. Somit sind nun alle VIBROSEIS-Meßtrupps mit modernsten Apparaturen ausgestattet.

In der Türkei waren zwet sprengseismische Meßtrupps und ein Bohrtrupp eingesetzt, alle mit je sieben schweren Bohrgeräten bestückt. Ein Türket-Trupp wurde zu Beginn der Meßsaison mit einer DFS V für 192spunge Aufnahme ausgerüstet.
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Für die Ingenieurgeophysik lag der Tätigkeitsschwerpunkt bei der echometrischen Vermessung von Aussolungskavernen im Salzgebirge sowie bei der Nachvermessung von mit Mineralöl-, Erdgas-, Druckluft- und Rauchgas befüllten Speicherkavernen mit dem ECHO-LOG.

Durch laufende Verbesserungen von Sondenelektronik und Ultraschallwandlern war es möglich geworden, Aussolungskavernen routinemäßig durch die Wandungen von einer oder zwei Stahlverrohrungen zu vermessen. Auch Mineralölspeicherkavernen wurden Im Rahmen von Teilvermessungen durch die Wandung des Befüllstranges nachvermessen. Hierbei setzen die Rohrdicke, die mögliche Meßfrequenz und die zunehmende Viskosität Grenzen für die Reichwerte einer Ultraschallmessung. Mit Druckluft und Rauchgas befüllte Kavernen konnten mit dem Impuls-Laser-System vermessen werden.

Für die Bohrlochseismik wurde zum Jahresende eine Geophonsondenkette, bestehend aus fünf Im Abstand von 25 m untereinanderhängenden Dreikomponenten-Geophonsonden, in Betrieb genommen.

Außer in der Bundesrepublik wurden Kavernen- und seismische Bohrlochmessungen in Dänemark, England, Frankreich, den Niederlanden, Österreich und der Schweiz durchgeführt.

Geoelektrische Messungen nach dem Gleichstromverfahren zur Erschließung von Grundwasser wurden im In- und Ausland - Senegal und Tschad - durchgeführt. Auch für das Auffinden von Ton-, Kies- und Hartsteinlagerstätten wurde die Methode angewandt.

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Im Rahmen eines Forschungsprogramms wurden in verschiedenen Gebieten Gasfrontbestimmungen mittels Eigenpotentialmessungen vorgenommen. Auch für die Bestimmung von Undichtigkeiten eines Staudammes wurde die Methode angewandt. Die Ergebnisse dieser Messungen geben zu Hoffnung Anlaß.

In mehreren Gebieten wurden über Kohlenwasserstofflagerstätten Messungen der induzierten Polarisation (IP) routinemäßig durchgeführt. Insgesamt wurden ca. 76 Profilkilometer vermessen. Vorangetrieben wurde auch die Beargeitung der angefallenen Meßdaten mittels verschiedener Tischrechner (Wie z. B. HP 45).

In Verbindung mit den Messungen der induzierten Polarisation wurden elektromagnetische Erkundungen (VlF) zum Auffinden von Störanomalien durchgeführt.

Die Abteilung Gravimetrie/Magnetik/Geodäsie hat für verschiedene Auftraggeber landgravimetrische Messungen In Norddeutschland durchgeführt und ausgewertet. Neben der Interpretation dieser Messungen wurde ein dreidimensonales gravimetrisches Modelling auf Meßgeblete in Libyen, Ägypten und in den arabischen Emiraten angewandt.
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Im Golf von Syrte wurden seegravimetnsche und seemagnetometrische Messungen vorgenommen und in Hannover ausgewertet. In Libyen und in der Nordsee war die Abtetlung zur Bestimmung von Festpunkten mit Doppler-Satelliten-Messungen eingesetzt. Daneben wurden zahlreiche Karten in unterschiedlichen Maßstäben für einen 3D-Seismikauftrag hergestellt.

Die Abteilung Aerogeophysik führte die umfangreichen Auswertungen der in den Jahren 1977 bis 1979 im Iran durchgeführten Meßflüge auf magnetische und radioaktive Minerale fort.

In Zusammenarbeit mit der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe wurden die 1984 im Rahmen der Mission GANOVEX IV begonnenen und auf magnetische und leitfähige Minerale angesetzten Meßflüge fortgesetzt und im Februar 85 planmäßig beendet.

Die Magnetometermessungen konnten trotz großer Ortungsprobleme und teilweise extremer täglicher Variationen ausgewertet werden. Insgesamt wurden 50 799 Profilkilometer im Rahmen der GANOVEX-IV-Mission abgeflogen und dabei eine Fläche von etwa 200 000 km2 abgedeckt. In Form von sieben Karten Im Maßstab 1:250 000 wurde die erste zusammenhängende magnetische Vermessung antarktischer Regionen dargestellt

Zum Jahreswechsel 1985/86
Unsere Hochseeschiffe und Flachwassereinheiten waren 1985 In folgenden Gebieten eingesetzt:

VS EXPLORA begann das Jahr vor Somalia. Es folgte ein Auftrag vor Portugal. Anschließend wurden zwei Messungen vor Libyen und eine weitere vor Ägypten im Mittelmeer abgewickelt.

VS PROSPEKTA war vorwiegend in der Nordsee eingesetzt und zwar in britischen, niederländischen und deutschen Gewässern. Im letzten Quartal begann sie Messungen im Atlantik vor der Küste Marokkos.

Zur Erweiterung unserer Hochseeflotte wurde ein großes Fischfangfabrikschiff erworben, dessen Umbau zum modernen Meßschiff MINTROP Ende des Jahres begann. (Siehe hierzu Seite 12 in diesem Heft.)

VS FLUNDER setzte in der ersten Jahreshälfte die Messungen im Golf von Suez fort. Anschließend wurde die Einheit zum arabischen Golf verlegt, wo sie mehrere Aufträge vor den Küsten der Vereinigten Arabischen Emirate durchführte.

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VS INGRID beendete in den ersten Monaten des Jahres einen Auftrag in der Adria, anschließend wurde sie nach Deutschland zurücktransportiert und für eine umfangretche 3D-Messung eingesetzt.

MS FLORA wurde im ersten Quartal des Jahres erworben und als Mutterschiff für 3D-Messung eingesetzt.

VS MANTA führte im ersten Halbjahr einen Auftrag im Golf von Suez durch. Danach wurde sie ins Mittelmeer verlegt, wo sie mehrere Messungen in ita1ienischen und tunesischen Gewässern abwickelte.

VS SOLEA beendete im ersten Quartal des Jahres einen Auftrag vor der Amazonasmündung. Anschließend erfolgte die Rückführung nach Europa. Hier wurden Aufträge in niederländischen und dänischen Gewässern durchgeführt, gefolgt von einem Kurzauftrag vor Äquatorial-Guinea. Nach der Rückreise beendete sie das Jahr mit einer Messung in deutschen Gewässern.

VS WILHELM wurde nochmals reaktiviert und für eine 3D Messung im niederländischen Wattengebiet eingesetzt.

Im Datenzentrum nahm der Arbeitsumfang erheblich zu. Wesentlichen Anteil daran hatten 3D-Messungen. Bemerkenswert ist der Trend, daß in zunehmendem Maße aufwendige Prozesse angewendet werden müssen. Alle Rechenanlagen waren fast regelmäßig 24 Stunden am Tag ausgelastet.

Zum Jahreswechsel 1985/86
Die Programmentwicklung wurde wettergeführt. Das für die Cyber 205 entwickelte Programmsystem GEOSYS wird zur Zeit auf ein kleineres Rechensystem übertragen. Dieses System wird aus einer VAX-Anlage und einem Array-Processor FPS 264 bestehen. Unsere Programme werden Inzwischen außerhalb unserer Gesellschaft von zwei Kontraktoren und einer Erdölgesellschaft benutzt.

Das für einen Kunden im Herbst 1984 Installierte Rechenzentrum in Düsseldorf sowie das Rechenzentrum in Houston waren gut ausgelastet.

Die Auswertungsabteilung hatte außer in Hannover auch Auswertegruppen in sechs weiteren Orten der Bundesrepublik Deutschland. Im Ausland waren unsere Auswertegruppen in neun Ländern auf drei Kontinenten eingesetzt.

Das interaktive computergestützte seismische Interpretationssystem COMSEIS ist erstmals zum produktiven Einsatz gekommen. Die Software wurde an mehrere Kunden verkauft bzw. vermietet.

Schwerpunkte der Tätigkeit der Laborgruppen und Werkstätten der Technischen Abteilung waren der Bau von Farbgrafiksystemen für 3D-Messungen und der Bau von Navigationsprozessoren (SCOUT) für Fachwasserschiffe, die Erstellung umfangreicher Fachwasserausrüstungen für 3D-Messungen, der Bau, der Umbau und die Reparatur von Streamermeß- und Kompaßlängen sowie der Bau von Streamerendbojen und Fachwasser-Hydrophonketten.

Im Zuge der Beschaffung und Vorbereitung der geophysikalischen Ausrüstung für das neue Hochseeschiff MINTROP wurde insbesondere mit der Entwicklung von Digitalstreamerlängen und der Integrierten Navigationsanlage NAVDATA 3000 begonnen. Darüber hinaus ist ein Schußauslösegerät mit hochgenauer Zeitreferenz in Entwicklung.

Im Rahmen von staatlich geförderten Forschungs- und Entwicklungsprojekten wurde an der Entwicklung und dem Bau von NAVSTAR-GP5-Empfangern weitergearbeitet. Die Arbeiten an dem Projekt 'Entwicklung eines seismischen Verfahrens für große Bandbreite des Signals' wurden fortgeführt; für das Projekt 'Vertical Seismic Profiling und Interaktives Modeling' wurde mit der Entwicklung einer hochtemperaturfesten VSP-Empfängerkette begonnen.
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Breiten Raum nahmen für die Service-Gruppen neben den laufenden Arbeiten - Wartung, Reparatur und Zusammenstellung von Meßausrüstungen - die Vorbereitungen für 3D-Messungen etn.

Für den Geräteverkauf wurden Seismikplotter sowie Luftpuser-, Flachwasser- und Streamer-Ausrüstungen hergestellt und ein Teil davon bei Kunden installiert.

Selbstverständlich wurde auch 1985 die internationale Fachwelt über die Entwicklungen bei PRAKLA-SEISMOS auf dem laufenden gehalten: durch Vorträge auf einer Reihe von Tagungen und durch Publikationen in namhaften Fachzeitschriften. Der PRAKLA-SEISM05-Report und die PRAKLA-SEISMOS Informations, die inzwischen die laufende Nr. 52 erreicht haben, gelten weltwert als 'highest standard'; die Auflage pro Heft und Broschüre beträgt heute etwa 6000 Exemplare. Ferner beteiligten wir uns an einer Reihe von Ausstellungen auf Fachtagungen, von denen die folgenden am wichtigsten waren:
   -  Hannover-Messe: Bohrgeräte, Brünnenbau
   -  'Wasser' Berlin: Bohrgeräte, Brunnenbau
   -  EAEG, Budapest: Geophysikalische Dienstleistungen
   -  SSM, Hamburg: Meerestechnik
   -  SEG, Washington: Geophysikalische Dienstleistungen
   -  Geophysikalische Regionaltagung, Ankara: Geophysikalische Dienstleistungen

Auch unsere größte Tochtergesellschaft, die PRAKLA-SEISMOS Geomechanik, kann auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken. Eine Leistungssteigerung war erneut in nahezu allen Bereichen festzustellen.

Mit rund 160 Bohrgeräten und 65 Vibratoren verfügt die Gesellschaft über einen modernen, dem heutigen Stand der Technik entsprechenden Gerätepark, der durch weiere Spezialfahrzeuge, wie Wasserwagen, Servicewagen etc. ergänzt wird. Die gute Auftragslage der Muttergesellschaft in der Landseismik sorgte für einen hohen Auslastungsgrad dieser Fahrzeuge und Geräte.

Besonders starke Zuwachsraten ergaben sich auf dem Sektor Wasser-, Aufschluß- und Untersuchungsbohrungen. Verantwortlich hiertür war in erster Linie die Ausweitung unserer Aktivitäten auf dem afrikanischen Kontinent. Zusammen mit der Muttergesellschaft werden z. Zt. Aufträge in Gambia, Ghana, Guinea-Bissau, Marokko, im Senegal und im Tschad durchgeführt. (Siehe hierzu Seite 48 in diesem Heft.) Die günstige Geschäftsentwicklung sorgte auch für eine gute Beschäftigung in den Werkstätten. Nicht unerheblich trugen auch verschiedene Verkaufsaufträge zur positiven Entwicklung unserer Tochtergesellschaft bei.

Das gute Ergebnis des Jahres 1985 ist auf den unermüdlichen Einsatz aller Miarbeiterinnen und Mitarbeiter zurückzuführen. Der Vorstand dankt an dieser Stelle für die geleistete Arbeit, besonders all jenen, die fern von ihren Angehörigen in Meßtrupps, auf Meßschiffen und in Auslandsbüros eine oft schwierige und anstrengende Tätigkeit in Pflichterfüllung verrichtet haben. Auch unseren Auftraggebern danken wir für das uns entgegengebrachte Vertrauen.

Allen Mitarbeitern, ihren Angehörigen und allen Freunden unseres Hauses ein gesundes und erfolgreiches Jahr 1986.

Dr. H.J. Trappe