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Eine Standortbestimmung
Wie geht es der PRAKLA-SEISMOS?
PRAKLA-SEISMOS Report 3+4 / 83 (Anlage)

Dezember 1983 Seit der ersten »Ölkrise« im Jahre 1973, ausgelöst durch den Krieg zwischen Ägypten und Israel, und noch mehr seit dem kräftigen zweiten Preisschub für Rohöl im Jahre 1979 (Iran-Krise) hat sich auf dem Gebiet der Explorationsgeophysik und damit zwangsläufig auch bei PRAKLASEISMOS eine Menge bewegt. Wir finden es deshalb an der Zeit, wieder einmal darüber zu berichten, wie unsere Firmengruppe im internationalen Wettbewerb steht und wie sich ihre wirtschaftliche Lage während der letzten Jahre entwickelt hat. Zum anderen sollte ein Ausblick auf die vor uns liegenden Jahre nicht gescheut werden.

Ein Barrel Rohöl mittlerer Qualität kostete Mitte des Jahres 1973 nur knappe $ 3. Der heute von der OPEC für das Barrel (159 I) festgelegte Einheitspreis beträgt mit $ 29,00 rund das Zehnfache. Diese Entwicklung hat naturgemäß die Explorationstätigkeit auf Erdöl und Erdgas in nicht voraussehbarer Weise erhöht.
Eine Standortbestimmung
Die Kurve in Abbildung 1 zeigt, wie sich die Anzahl der in den USA von Mai 1974 bis Juli 1983 eingesetzten seismischen Meßtrupps entwickelt hat, die Schiffseinheiten dabei mitgezählt. Da in den USA rund 60 bis 70 % aller in der Westlichen Welt tätigen Meßtrupps eingesetzt sind, ist die gezeigte Kurve durchaus repräsentativ für die Entwicklung im gesamten nichtkommunistischen Bereich. Eine beeindruckende (aber auch nicht ungefährliche) Verdreifachung der seismischen Aktivitäten spricht aus unserer Graphik, gefährlich deshalb, weil auf eine derart sprunghafte Entwicklung in aller Regel das folgt, was man als "technische Reaktion« bezeichnet. Oft genügt schon ein geringfügiger Anlaß für einen Einbruch dieser Art. Und der Anlaß, der sich im Jahre 1981 bot, war dazu noch keineswegs trivial: Die Rohölpreise sackten ab als Folge einer Schwemme am Rohölmarkt, sackten von $ 34,00 pro Barrel - und teilweise mehr - auf jetzt $ 29,00. Dieser Preisverfall war mit einer deutlichen Schrumpfung der Absatz-Mengen verbunden, so daß den Finanzchefs unserer Auftraggeber plötzlich wesentlich geringere Einnahmen zur Verfügung standen als sie eingeplant hatten. Hinzu kam, daß sich in den geophysikalischen Abteilungen der Erdölgesellschaften, als Folge der gewaltig gestiegenen Trupptätigkeiten, die Meßergebnisse stapelten, die nach einer Aufarbeitung und Integration verlangten, bevor man zu neuen Taten schreiten konnte. Beide Punkte legten eine Atempause nahe. Diese Atempause wird in Abbildung 1 mit dem Mitte 1981 beginnenden Rückgang der seismischen Aktivitäten augenfällig.

Welche Auswirkungen hatte dieses weltweite Auf und Ab nun auf die von der PRAKLA-SEISMOS-Gruppe im fraglichen Zeitraum erzielten Umsätze?

Die Steigerung der Umsätze von DM 86 Mio. im Jahre 1973 auf DM 364 Mio. im Jahre 1982, wie sie aus Abbildung 2 hervorgeht, macht die Entwicklung unserer Firmengruppe von einem mittelständischen Unternehmen zu einem Großbetrieb deutlich. Es kann nicht überraschen, daß die Kurven der Abbildungen 1 und 2 einen weitgehend kongruenten Verlauf nehmen. Alle Mitarbeiter haben den gewaltigen Aufschwung während der letzten Jahre gespürt. Im Neubau unserer Gesellschaft in Hannover-Buchholz hat er sich ein äußeres Zeichen gesetzt.

Der Jahresabschluß der Muttergesellschaft wurde in den letzten Wochen von den zuständigen Gremien, d.h. vom Aufsichtsrat und von der Gesellschafterversammlung festgestellt.

Eine Standortbestimmung
Die Bilanz zum 31. Dezember 1982 zeigt die Verteilung der Vermögens- und Schuldposten der Gesellschaft. Auf der linken Seite, der sogenannten Aktiv-Seite, stehen die Vermögensposten. Den größten Teil nimmt das sogenannte Anlagevermögen ein, das sind alle Gegenstände, die nicht dem Verbrauch, sondern der Nutzung dienen. Unter der großen Position »Betriebs- und Geschäftsausstattung« sind u. a. alle Meßgeräte und Apparaturen, alle Kraftfahrzeuge und sämtliche in unserem Eigentum befindlichen Geräte und Anlagen für die Datenverarbeitung zusammengefaßt. Auf der Passiv-Seite sind oben das Eigenkapital einschließlich der Rücklagen ausgewiesen. Die Rücklagen bestehen weitgehend aus in der Vergangenheit erwirtschafteten Gewinnen, die unsere Eigentümer zur Stärkung der Gesellschaft im Unternehmen belassen haben. Mit den Rückstellungen wird Vorsorge getroffen für jene Verpflichtungen der Gesellschaft, die zwar dem Grunde nach, nicht jedoch in ihrer exakten Höhe feststehen. Darunter fallen zum Beispiel noch zu erwartende Steuerzahlungen, aber auch Ruhegehaltszahlungen an unsere Mitarbeiter. Für die Fachleute sei vermerkt, daß diese Bilanz mit einem Eigenkapital von insgesamt DM78 Mio. einen recht soliden Eindruck macht.

Nun zu der Frage, mit welchem Erfolg die Gesellschaft im Jahre 1982 gearbeitet hat.

Die Aufstellung zeigt, daß - wie bei einem Dienstleistungsunternehmen nicht anders zu erwarten - die Personalkosten die größte Einzelposition bilden. An zweiter Stelle stehen die Fremdleistungen, unter denen besonders die Bohrkosten, Charterkosten für Schiffe und Kosten für ausländische Hilfskräfte zu erwähnen sind. Die Abschreibungen stellen den Gegenwert für die Abnutzung der in Hannover und bei den Außenbetrieben eingesetzten Gegenstände, beginnend bei den neuen Gebäuden in Hannover und weiterführend über die seismischen und sonstigen Apparaturen bis hinzu unserem Park von nahezu 1000 Kraftfahrzeugen, dar.
Eine Standortbestimmung
Der Aufstellung ist weiter zu entnehmen, daß die PRAKLA-SEISMOS im Geschäftsjahr 1982 einen Gewinn in Höhe von DM 10,6 Mio. erwirtschaftet hat. Von diesem Betrag wurde an die Gesellschafter, d. h. an die Bundesrepublik Deutschland und an die Industrieverwaltungsgesellschaft in Bad Godesberg, eine Dividende in Höhe von rund DM 2,1 Mio. ausgeschüttet. Der überwiegende Teil des Gewinns, nämlich mehr als DM 8,5 Mio., blieb in der Gesellschaft; er wurde den Rücklagen zugeführt und dient der weiteren finanziellen Sicherung unseres Unternehmens.

Eine Prognose über die Entwicklung unserer Firmengruppe in den nächsten Jahren ist äußerst schwierig. Das Jahr 1983 ist, wenn dieser Bericht erscheint, schon fast zu Ende. Es wird, wie der Schätzwert in Abb. 2 zeigt, einen deutlichen Umsatzrückgang bringen. Eine drastische Senkung unserer Kosten, die von den meisten Mitarbeitern energisch mit betrieben und unterstützt wurde, wird voraussichtlich dennoch den Ausweis eines echt erwirtschafteten Gewinns ermöglichen. Die PRAKLA-SEISMOS hat also die bisherige Phase der weltweiten Beschäftigungsschwäche in der Geophysik recht gut überstanden.

Für die weitere Zukunft müssen wir zunächst der Tatsache ins Auge sehen, daß Anzeichen für eine deutliche Belebung z.Z. noch nicht erkennbar sind, wenn auch der Anstieg der Kurve in Abb. 1 Hoffnung schöpfen läßt. Zu übertriebenem Pessimismus sehen wir keinerlei Anlaß: Der Bedarf an Rohstoffen, insbesondere an den Kohlenwasserstoffen Erdöl und Erdgas, wird auch während der kommenden Jahre und Jahrzehnte weltweit groß sein. So können wir davon ausgehen, daß es sich bei der augenblicklichen Stagnation in der Explorationstätigkeit nur um eine Zwischenphase, um ein Atemholen handelt.
Eine Standortbestimmung
Mit dieser Zwischenphase wird ohne jeden Zweifel auch eine Marktbereinigung einhergehen. Unternehmen, die sich nur von der Boomwelle der letzten Jahre tragen ließen und die den hohen internationalen Standard, den die leistungsfähigen, weltweit tätigen Geophysikgesellschaften nun einmal haben, nicht bieten können, werden aus dem Markt ausscheiden. Die Aufgabe unserer Gesellschaft in der heutigen Stagnationsphase wird es sein, ihre Leistungsfähigkeit im technisch/wissenschaftlichen, aber auch im wirtschaftlichen Bereich zu erhalten. Das erfordert für alle Mitarbeiter auch ein Mitdenken und Mithandeln in allen Kostenfragen. Die PRAKLA-SEISMOS wird technisch/wissenschaftlich und finanziell zu gegebener Zeit in der Lage sein, bei einer Belebung der Auftragslage die sich bietenden Marktchancen zu nutzen.


Dr. S.Ding